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16. März 2021Sommersemester 2021
14. Oktober 2021Ursprünge für Verbindungsnamen
Verbindungen wurden historisch häufig nach (1) der Region benannt, aus der die einzelnen Mitglieder stammten; nach (2a) historischen Völkern/Stämmen, bisweilen sogar (2b) Einzelpersonen; oder nach (3) dem Gründungsort/Kneiplokal.
Natürlich gibt es weitere Namensgebungen, meist ist das jedoch die Ausnahme. Die Benennung nach Herkunft ergab sich aus dem Umstand, dass es in vergangenen Jahrhunderten noch bei weitem ein größeres Unterfangen darstellte, in eine ferne Stadt zu ziehen, um dort zu studieren, zumal es damals keinen deutschen Einheitsstaat im heutigen Sinne gab. Ein junger Mann, der etwa aus Norddeutschland nach Tübingen reisen wollte, musste daher zum Teil mehrere souveräne Staaten durchqueren. In einer fremden Stadt, weit weg von der Heimat, tat man daher gut daran, sich an die Studenten aus der Heimatregion zu halten. Ein Beispiel in Tübingen ist etwa das Corps Borussia (lat. "Preußen").
Für historische Volksgruppen steht etwa die mit uns gutstehende AV Cheruskia, die sich nach dem germanischen Stamm der Cherusker benannte. Andere, wie etwa die Landsmannschaft Schottland, benannten sich nach einem Ort, in diesem Fall die ehemalige Wirtschaft "Schottei".
Arminius und das Römische Reich
Bleiben noch die Einzelpersonen übrig, und da kommen nun wir ins Spiel: Unsere Benennung geht zurück auf den Cheruskerfürsten Arminius, in der Neuzeit auch bekannt unter dem Namen "Hermann der Cherusker". Zu Beginn unserer Zeitrechnung war das Römische Imperium auf dem Vormarsch und so wurde auch das Stammesgebiet der Cherusker zwischen der oberen Weser und der Elbe unter dem Heerführer und späteren Kaiser Tiberius unter römische Kontrolle gebracht.
Der junge Arminius wurde als Geisel nach Rom überführt und dort ausgebildet. Um das Jahr 7 kehrte er als Kommandant germanischer Hilfstruppen in seine Heimat zurück und unterstand dem Statthalter Publius Quinctilius Varus, der die römische Expansion nach Germanien vorantreiben sollte. Arminius wechselte nun jedoch die Seiten. Er ging in die Geschichte ein, als er im Jahre 9 n.Chr. die vereinigten germanischen Stämme in die berühmte "Varusschlacht" im Teutoburger Wald führte und dem römischen Besatzungsheer unter Varus eine vernichtende Niederlage zufügte. Rom verlor dabei drei Legionen (um die 20.000 Mann), denn die kampferfahrenen Germanen machten sich das ihnen bekannte sumpfige Waldterrain zunutze. Die römischen Expansionspläne wurden vorerst gestoppt.
Lange Zeit geriet die römische Niederlage in Vergessenheit. Im aufkommenden Nationalbewusstsein des 19. Jahrhunderts avancierte Arminius zum Held und zum nationalen Mythos. Es ist daher wenig verwunderlich, dass sich viele Studentenverbindungen nach ihm benannten; so eben auch unsere ATV.
Der heutige Bezug
Unter diesem Eindruck erscheint auch der alte Wahlspruch des Königreichs Württemberg "Furchtlos und treu" in neuem Lichte: Treu gegenüber den eigenen Wurzeln, furchtlos auch in Zeiten größter Bedrohung. So missbraucht die Figur des Arminius im Laufe der Zeit auch leider sein worden mag, so wichtig ist auch die historische Auseinandersetzung, die eine ideologische oder gar politische Verklärung negiert.
Das Studenten- und Volkslied "Als die Römer frech geworden" ist eine humoristische Aufarbeitung, die als Studentenulk die damaligen Geschehnisse karikiert und noch heute gern gesungen wird.